Es gibt 1000 Gründe, warum sich Familien entscheiden, keine professionellen Familienfotos machen zu lassen. Zwei will ich an dieser Stelle nennen und vielleicht sogar mit Worten und Bildern entkräften, wer weiß :-).
Gerade mit älteren Kindern gibt es zwei Faktoren, die eine größere Herausforderung sein können: Die Zeit und die (Un-)Lust. Es ist nun mal so: Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben unter der Woche und oft auch am Wochenende viele Termine. Selten sind alle zuhause und wenn, dann nicht zu einer Uhrzeit, die man als optimal für ein Familienshooting bezeichnen würde. Auch bei diesem Shoot dauerte es eine Weile, bis wir einen Termin fanden – es wurde letztlich ein Sonntagabend.
Ich kann euch nur raten, dranzubleiben, zu nerven, sich nicht entmutigen zu lassen und ggf. auch mal ein Training abzusagen. Gebt der Fotosession die Priorität, die dem Geburtstag eines Familienmitglieds ähnelt oder nehmt so etwas am besten gleich zum Anlass für neue Fotos. Denn so ein Fotoshoot ist erfahrungsgemäß maximal jährlich und auch große Kinder werden älter und irgendwann flügge. Und auch wenn die Veränderungen bei Pubertierenden nicht mehr so offensichtlich sind wie bei Kleinkindern, finde ich es dennoch wertvoll, auch diese Phase als Familie festzuhalten.
Auch der Unlust konnte ich hier erfolgreich den Kampf ansagen, denn das Grundsätzliche war erstmal geregelt: Alle waren anwesend und fühlten sich offensichtlich wohl in ihren Outfits – das ist übrigens bei kleinen und bei großen Menschen gleichermaßen wichtig, egal welchen Alters.
Wenn das gegeben ist, dann kann ich arbeiten und die Eltern können sich erstmal entspannen. Es bedeutet für mich, dass ich auf Augenhöhe kommuniziere und auf die eigenen Ideen und Wünsche – denn die gibt es immer – der Jugendlichen eingehe oder gemeinsam mit ihnen Fotoideen entwickle. Ich nehme ihre Sorgen und Bedenken ernst und überlege, welche Lösung dafür geben könnte, zeige Möglichkeiten und andere Sichtweisen auf. Ich motiviere, begeistere und leite dann oft konkret an, zeige die entstandenen Bilder auf meinem Kameradisplay und meistens sickert dann langsam die Erkenntnis, dass die Fotografin ganz okay ist und keine peinlichen Sachen verlangt bzw. benenne ich das auch, dass man mir das jederzeit sagen darf. Das gibt Sicherheit.
Dumme Sprüche und schlechte Witze helfen auch.
Bei diesem Fotoshooting war der Plan ursprünglich ein ganz anderer: Wir wollten auf den Basketballplatz, die Mama hatte alles vorher ausgesucht, Öffnungszeiten geprüft, usw. Als wir ankamen, war das Ding geschlossen. Nachdem wir über den ersten Zaun geklettert waren, entschieden wir, dass uns der nächste etwa 5m hohe Zaun doch zu hoch ist und fuhren mehr oder weniger gestresst zum Skateplatz in Radebeul bei Dresden. Das war die beste Entscheidung ever, würde ich sagen. Denn der Platz bot viel mehr Möglichkeiten. Wir hätten es nicht besser treffen können. Kein Posing war geplant, alles ist spontan entstanden, im Flow mit der Familie. Und so entstanden tolle Porträts von der ganzen Familie und von den Jugendlichen.